Der Kulturpalast in Dresden
Angesichts der Gründung der DDR vor 67 Jahren am 7.10.1949 sei an den Kulturpalast und die nun mehr oder weniger abgeschlossene Restaurierung des 30 mal 10 Meter großen Wandbildes "Weg der Roten Fahne" in der Schloßstraße in Dresden erinnert. Es wurde 1969 von Gerhard Bonzin in einer Arbeitsgemeinschaft mit der Dresdner Hochschule für Bildende Künste geschaffen. Die Herstellung bestand aus beschichtetem Farbglas auf Beton. Das Bild stellt die Überwindung der vorhergehenden gesellschaftlichen Systeme und den gewünschten Sieg des Sozialismus dar. Weg der Roten Fahne an der Westseite des Kulturpalastes in Dresden
Das historische Stadtzentrum wurde bis auf wenige Großbauten leider größtenteils nach 1945 mit so einigen wiederaufbaufähigen Ruinen "abgeräumt". Als eine der letzten Abrisse ist die Ruine der Sophienkirche 1962/63 zu beklagen. Lediglich in einem Bogen vom Landhaus über das Polizeipräsidium und die Ruine des Kurländer Palais entlang der Brühlschen Terrasse zum Landtag mit Stallhof, Schloss, Hofkirche, Oper , Zwinger und der Ruine des Taschenbergpalais blieb "Historisches" in einem Mindestmaß an städtebaulichem Zusammenhang erhalten. Etwas abgesetzt davon lag noch die Ruine der Frauenkirche mit den Torhäusern des Coselpalais. Eine zweite "Traditionsinsel" war mit der Kreuzkirche, dem Neuen Rathaus und dem Gewandhaus gegeben. Alles andere wurde flächendeckend abgetragen, um eine "Neue Stadt des Sozialismus" zu schaffen. Dabei war vor allem die Ruine des Residenzschlosses immer wieder gefährdet. Dresden, Blick auf die Altstadt mit Neumarkt und Altmarkt aus einem Zeppelin, vor 1945, hist. Ansichtskarte, Archiv Arstempano, Standort Kulturpalast in etwa über der Spitze der Frauenkirche
Der Neubau der Stadt begann am Altmarkt (Link Panorma) im Jahre 1953 in sehr hoher Qualität (Ost- und Westseite). Der historische Stadtgrundriss spielte im Detail allerdings keine Rolle mehr und die alten Straßenzüge wurden großzügig überbaut. Ebenso übertumpften die neuen Bauten die Maßstäblichkeit des Alten Dresden, von dem nach den Flächenberäumungen nur noch die genannten Bauten übrig waren. Bis 1960 entstand das Viertel um die Weiße Gasse (Link Panorama) in immer noch relativ hoher Qualität der Ausführung. Die Ost - West - Achse (heute Wilsdruffer Straße / Link Panorama) sollte in einer Breite von bis zu 61 Metern den Demonstrationen des Staates der Arbeiter und Bauern dienen und teilt seither auf unangenehme Weise das Stadtzentrum in eine Süd- und eine Nordhälfte. Für die Demonstrationen des "werktätigen Volkes" war eine Tribüne vor dem Kulturpalast vorgesehen. Dieser sollte anfänglich als "Haus der Sozialistischen Kultur" mit einem über 100 Meter hohen Turm ähnlich der Lomonossow-Universtät in Moskau versehen werden, was Dresden zum Glück erspart blieb (siehe Webseite "Das Neue Dresden"). Der bis 1969 realisierte Bau war dann eine durchaus qualitätvolle Lösung der Moderne auf Basis von Plänen von Leopold Wiel, einem der namhaftesten Dresdner Architekten. Die ausgeführte Lösung ist dann den Dresdner Architekten Wolfgang Hänsch und Herbert Löschau zu danken. Zum Altmarkt zu befand sich ein großzügiges Vestibül, dahinter der Mehrzwecksaal, der bis vor wenigen Jahren für Aufführungen mit Musik der Klassik, über Pop und Jazz bis hin zur "Heiteren Muse"genutzt wurde. Daneben wurde er auch für Kongresse, Tanzwettbewerbe oder die Jugendweihen der DDR genutzt. Kurzum, er ist aus dem Leben der Stadt von seiner Eröffnung 1969 bis zu seiner Schließung vor wenigen Jahren nicht wegzudenken. Weiterhin waren im Gebäude Klubräume und ein Restaurant eingeordnet. Auch die sozialistische Kunst am Bau kam nicht zu kurz. Verwiesen sei auf die Broncetüren mit Reliefs zur Geschichte der Stadt und das erwähnte Wandbild in der Schloßstraße, welches allerdings auch als Propagandakunst charakterisiert werden kann. Mehr Infos unter "Das Neue Dresden"Dresden, Blick auf das Areal des Neumarktes im Jahre 1995, rechts angeschnitten der Kulturpalast, Fotografie A.Hummel
Nach etwa 1965 ließen dann die ökonomischen Kräfte der DDR schrittweise spürbar nach. So kam es bis 1980 nur noch zu einer teilweisen Überbauung des Webergassenareals (siehe "Das Neue Dresden"), welche im Detail durch den Architekten Wolfgang Hänsch wieder eine hohe Qualität aufwies. Das Gebiet um die Ruine der Frauenkirche sollte sogar bis 1985 weitgehend leer bleiben (siehe Galerie Neumarkt Dresden 1990-95). Lediglich am Polizeipräsidium kam es zu einem Anbau. Die Errichtung des Hilton Hotel (Link Panorama) und des Straßenzuges der Münzgasse (Link Panorama) erfolgte dann nach 1985 wieder weitgehend auf historischem Stadtgrundriss. Mit der Bebauung des Neumarktes um die Frauenkirche nach historischen Vorbild ab dem Jahre 2002 kam dann das Problem, das zwei völlig gegensätzliche städtebauliche Konzepte aufeinander trafen, da die Bauten auf der Nordseite der Wilsdruffer Straße das historische Straßenraster konsequent ignorierten, sich aber auch in der Höhe (Wohnhäuser) oder der Gestalt (Kulturpalast) von der historischen Bürgerhausbebauung mehr als deutlich unterscheiden. Hinzu kommt, dass der Kulturpalast weit in das Areal des Neumarktgebietes ausgreift (Link Panorama Galeriestraße).Kulturpalast Dresden während der Baumaßnahmen, Fotografie A. Hummel, 2015
Weiterhin kam mit der Akustik des Mehrzwecksaales im Kulturpalast noch ein weiteres Problem hinzu. Die Dresdner Philharmonie forderte hier Qualitätskriterien ein, die internationalen Maßstäben genügen, die der Mehrzwecksaal im Status Quo aber nicht leisten konnte. Es gab nun eine Vielzahl von Planungen. Einerseits gab es welche, die nur den Saal verändern wollten, andere wollten ihn generell aufgeben und ihn neu in einem riesigen Komplex mit Passagensystem integrieren (Link Tourdresden) oder gar am Ring neu entstehen lassen. Es gab Überlegungen, dem Kulturpalast Bauten Richtung Altmarkt und Schloßstraße vorzuschalten. An der Schloßstraße schlug man einen Kammermusiksaal vor. Eine nicht eben kleine Gruppe forderte den Erhalt des Kulturpalastes, wie er war (siehe Webseite "Kulturpalast-Erhalten"), als Denkmal der Moderne und des sozialistischen Bauwesens. Dabei gab es wiederum welche, die meinten, dass die Akustik in den Griff zu bekommen sei, weitere schlugen einen Neubau als Philharmonie am Neustädter Elbufer vor. Hier wäre der Kulturpalast dann Heimat für Musik von Pop, Jazz und Schlager geworden. Letztlich wurde dann die Außenhülle und das Foyer des Kulturpalastes unter Denkmalschutz gestellt und der Saal wird nach einem Entwurf von Gerkan Marg & Partner bis 2017 neu geschaffen und dient dann vornehmlich der Klassik, aber auch weitere Veranstaltungen sind denkbar und möglich. Als Veranstaltungsort für Pop & Schlager sind die Messehallen im Ostragehege vorgesehen. Arstempano wünscht der Dresdner Philharmonie im neuen Saal jedenfalls viele schöne und erfolgreiche Konzerte mit einem zufriedenen Publikum. Auf dass sich die alten Türen im Frühjahr 2017 wieder "Neu" öffnen mögen!Dresden, Bronzetür des Kulturpalastes am Altmarkt von Gerd Jäger / 1969, Fotografie von A. Hummel, 2012
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