17.11.2016

Infokarten der Innenstadtbrücken Dresdens online!

Dresden, Augustusbrücke

Augustusbrücke Dresden

Im Tourplaner und im Panoramarundgang sind seit kurzem Infokarten mit den vier innerstädtischen Brücken online. Im I. Quartal 2016 sind dann noch die weiteren Brücken Dresdens geplant, insbesondere die Waldschlößchenbrücke und das Blaue Wunder.Dresden mit Augustusbrücke um 1570Dresden von Osten nach einem Kupferstich von F. Hogenberg 1572, hist. Druckgrafik / Archiv Arstempano

Die mit großem Abstand bedeutendste Brücke, die je in Dresden existiert hat, war die alte Augustusbrücke, was mit ihrer langen Geschichte und ihrer besonderen Architektur zusammenhängt. Was war die Ausgangslage in Dresden um 1170? Es existierte bereits eine romanische Frauenkirche inmitten eines großen Friedhofes auf weitgehend hochwasserfreiem Gelände. Ebenso wird vom Archäologen Reinhard Spehr die Existenz eines ehemaligen Königshofes Nisani und eines Hospitals im Umfeld der Kirche vermutet. Im Bereich der Frauenstraße gab es wohl auch eine erste Niederlassung von Kaufleuten. In der Nähe der Kirche kreuzten sich überregionale Verkehrszüge. Die Elbe wurde vermutlich mittels einer Furt in der Achse der heutigen Münzgasse gequert. Ansonsten war das Gelände der heutigen Altstadt von meist hochwasserfreien Schwemmsandhügeln, sumpfähnlichen Niederungen, Seen und dem Kaitzbach geprägt.Dresden, Stadtansicht von Norden, 1648Dresden, Stadtansicht von Norden, 1648 nach einer hist. Grafik / Hist. Ansichtskarte / Archiv Arstempano

Das nur in den Niederungen besiedelte Land wurde etwa ab Mitte des 12. Jahrhunderts das Ziel von Siedlern aus dem Westen des Reiches. Neue Städte und Dörfer entstanden. Nach den Silberfunden bei Freiberg im Jahre 1168 wurde das Land am Fuße des Erzgebirges für Kaiser und Markgraf noch interessanter. Eine feste Brücke in Dresden konnte die Region um Freiberg mit der Hohen Straße, der Via Regia, verbinden, welche den Westen des Reiches mit Polen verband. Vermutlich auf kaiserlichen Befehl wurde um 1170 die Stadt Dresden gegründet. Auch wenn keine Urkunde des Gründungsvorganges vorliegt, ist von einer geplanten Anlage der Stadt in dieser Zeit auszugehen. Die Lage von Straßen, Markt (Altmarkt), Kirche, Rathaus (ehemals auf dem Markt) und Burgareal wurde abgesteckt, auch wenn es noch Jahrzehnte dauern sollte, bis aus dem Plan eine reale Stadt voller Häuser wurde.Dresden von Westen, Bernardo BellottoDresden mit der Augustusbrücke von Westen um 1750, hist. Ansichtskarte nach Druckgrafik von B. Bellotto, genannt Canaletto, Archiv Arstempano 

Da in der Region kaum entsprechende Bauleute vorhanden waren, holte man wohl den sagenumwobenen Baumeister Matthaeus Focius aus Italien für den Bau der steinernen Brücke heran. Er lebt in Gestalt des Dresdner Brückenmännchens noch heute fort. Wann die Brücke fertig wurde, ist unbekannt. Als Eckdaten können die Errichtung des Brückenkastells der Burggrafen von Dohna (Vorläuferbau des Residenzschlosses) und die Erwähnung der Brücke um 1230 und 1287 dienen. Mit einer Länge von 561 Metern war sie eine der längsten mittelalterlichen Steinbrücken Europas. Vergleichbare Brücken gibt es heute noch in Regensburg und Prag. Auf der Brücke befanden sich einst eine Kapelle und zwei Tore. Der Eingang in die Stadt wurde mit einem Torturm markiert. Die nur 7,20 Meter breite Brücke besaß einen Zinnenkranz ähnlich der Schlossbrücke in Meißen. Die hohe Bedeutung der Dresdner Elbbrücke im Mittelalter wird auch daraus ersichtlich, dass sie die einzige komplette Steinbrücke über die Elbe war. Die anderen Brücken in Meißen, Torgau, Wittenberg und Magdeburg waren entweder ganz aus Holz oder hatten zumindest hölzerne Brückenbögen.

Augustusbrücke, Dresden von Westen vor 1907Dresden, Augustusbrücke vom Turm des ehem. Heizkraftwerkes, vor 1907 / Hist. Ansichtskarte / Archiv Arstempano

Mit der Reformation verschwand die Brückenkapelle. Bei Errichtung der Festung Dresden in der Mitte des 16. Jh. wurden erste Brückenbögen zugeschüttet. Der Eingang in die Festung Dresden erfolgte mittels Zugbrücken am sogenannten Schönen Tor. Die alten Torhäuser wurden durch ein neues Blockhaus auf der Brücke ersetzt und 1670 wurde ein Kruzifix auf dem dritten Brückenpfeiler aufgestellt. Am Anfang des 18. Jahrhunderts war die Brücke dem angewachsenen Verkehr kaum noch gewachsen und zudem teilweise baufällig.Dresden, Augustusbrücke von OstenDresden, Augustusbrücke von Osten während des Niedrigwassers der Elbe 1904, Hist. Ansichtskarte / Archiv Arstempano

Die Erneuerung der Brücke nach Plänen von Matthäus Daniel Pöppelmann wurde von den Zeitgenossen als ebenso bedeutsam wie der Bau des Zwingers angesehen. Er führte die alten Brückenpfeiler bis auf Fahrbahnhöhe hinauf und kragte die Fußwege aus. Somit konnte die alte Fahrbahn für Fuhrwerke, Kutschen und Reiter freigehalten werden. Die Breite der Brücke betrug nun 11 Meter, wobei knapp 7 Meter auf die Fahrbahn entfielen. Für Fußgänger war zu beachten, dass die Gehsteige "Einbahnstraßen" waren. Zu ihrer Erbauung wurden auf den Ausbuchtungen über den Brückenpfeilern Steinbänke aufgestellt, was die Brücke zugleich zur schönsten Flaniermeile der Stadt machte. Das Kruzifix erhielt einen neuen Unterbau nach Plänen von Zacharias Longuelune. Es wurde seitlich von verzierten Postenhäuschen flankiert, gegenüber wurden die allegorischen Figuren des Kurfürstentums Sachsen und des Königreichs Polen sowie ein polnisch-sächsischer Wappenstein aufgestellt. Die Brüstung bestand aus schmiedeeisernen Geländern, wobei die steinernen Postamente über den Brückenpfeilern Ziervasen trugen. In der Mitte war über den Brückenbögen zudem jeweils eine Straßenlaterne angebracht, ein Novum in der damaligen Zeit. In dieser Form wurde das nun Augustusbrücke genannte Bauwerk eine europäische Berühmtheit. Beim Bau der Hofkirche verschwand dann das Schöne Tor und es wurde nach Zuschüttung weiterer Brückenbögen der Schloßplatz angelegt.Augustusbrücke vom Turm des Ständehauses, vor 1907Dresden, Augustusbrücke vom Turm des Ständehauses, vor 1907, Hist. Ansichtskarte / Archiv Arstempano

Nach 1760 wurde dann der figürliche Schmuck ausgedünnt. 1845 versank bei einem Hochwasser auch noch das Kruzifix in den Fluten. Dem wachsenden Großstadtverkehr waren schließlich um 1900 weder die Breite der Fahrbahn noch die Weite der Brückenbögen gewachsen und man brach dieses herrliche Bauwerk 1907 ab. Reste der alten Brücke sind bei Niedrigwasser noch im Fluss zu finden. Zudem finden sich noch Reste der Geländer und Postamente in einem Wachwitzer Weinberg. Die neue Brücke mit dem Namen Friedrich-August-Brücke (nach dem 1907 regierenden König) nach Plänen von Wilhelm Kreis versuchte allerdings, wesentliche Gestaltmerkmale der alten Brücke aufzunehmen.Dresden, Carolabrücke u. Albertbrücke Dresden, Carolabrücke und Albertbrücke von der Frauenkirche gesehen, vor 1930 / Hist. Ansichtskarte / Archiv Arstempano

Nach 1945 wurde die Brücke nach dem Kommunisten Georgi Dimitroff benannt. Die Dresdner hatten ihre eigene Erklärung dafür: Es hätte gar nichts mit der Person des bulgarischen Kommunisten zu tun, sondern mit August dem Starken. Dieser sei mit der Kutsche über die Brücke gefahren und hätte mit Fingerzeig auf schöne Frauen zu seinem Diener gesagt: "Die mit droff und die mit droff..." Mehr Wahrheitsgehalt hat da wohl die Geschichte, dass er bei einem Ritt über die Brücke zwei bettelnde Jungs am Kragen gepackt hätte und mit dem Zügel im Mund bis zum Schloss geritten sei, wo die Buben etwas zu essen erhielten. Nach 1990 benannte man die heutige Brücke wieder nach ihm. Derzeit beginnt eine umfangreiche Sanierung der Brücke.Dresden, Marienbrücke von OstenDresden, Marienbrücke von Osten, Fotografie von A. Hummel 2013

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden in der immer größer werdenden Stadt weitere Brücken, wie die Marienbrücke, die Albertbrücke und die Carolabrücke. Aufgrund von erheblichen Zerstörungen 1945 (Sprengung mehrerer Bögen durch die Nazis) wurde die Carolabrücke bis 1971 in moderner Form neu gebaut.

Mehr historische Abbildungen zur Augustusbrücke in der Galerie.

 

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