Ostergruß vom Belvedere des Schlosses Weesenstein (Kopie 1)
Bevor das leider nicht mehr existente Belvedere von Weesenstein kurz beschrieben wird, noch ein Hinweis zu Arstempano im Allgemeinen. Gestern wurde die Webseite auf "https" umgestellt. Etwaige Störungen bitten wir zu entschuldigen. Wir hoffen hiermit zum einen die Webseite sicherer und zum anderen besser erreichbar gemacht zu haben.
Das Belvedere Weesenstein zählte zu den größten barocken Pavillons in Sachsen. Auch wenn Grundfläche und Geschosshöhen eher überschaubar waren, erreichte der Pavillon mit seinem Turm immerhin eine Höhe von 24 Metern. Da die Laterne über die Baumwipfel ragte, bot des Belvedere im Gegensatz zum Schlossturm im Tal einen Rundumblick nach Norden ins Elbtal, nach Osten in die Sächsische Schweiz, nach Süden und Westen in das Erzgebirge und sein Vorland.Schloss Weesentein, Belvedere um 1780 von Osten, Visualisierung Arte4D, Link zum Panorama
Errichtet wurde der Pavillon nach 1772 durch den Freiherren von Uckermann. Die Pläne schuf wohl der Pirnaer Amtsmaurermeister Johann Michael Kayser. Zur nachweislich von ihm errichteten Kirche in Lohmen gibt es viele Parallelen. Beide Bauten sind / waren im äußerlichen unverputzte Sandsteinbauten, wobei die Oberfläche durchweg scharriert wurde. Der Pavillon in Weesenstein besaß zudem eine farbige Kalkschlemme in roten und gelben Tönen. Typisch für die Zeit zwischen Rokoko und aufkommendem Klassizismus war der Verzicht auf ornamentale Verzierungen im Außenbau. Dass das Belvedere trotz der relativen Schmucklosigkeit ein edler Bau war, verdankte es der guten Proportion der Bauteile, der Gliederung mit Lisenen, den Lukarnen im Dachbereich mit ihren Ziervasen sowie dem formschönen Turm mit seiner meisterhaften Verschieferung. Ein funktionell ähnlicher Bau, wenn auch durch seinen kurfürstlichen Auftraggeber ungleich reicher in der Architektur, war das Hellhaus in Moritzburg. Es wurde nach 1780 errichtet. Derzeit ist es leider eine Ruine. Ob sich der Freistaat Sachsen eines Tages der Rettung dieses Bauwerkes annimmt, ist offen. Im Erdgeschoss hatten beide Pavillons mehrere kleinere Räume, im Obergeschoss befand sich jeweils ein größerer Saal. Hier wurde in der Regel nach der Jagd gespeist. Von der Dachterrasse des Hellhauses konnte die Bewegung des Wildes durch die strahlenförmigen angelegten Waldschneisen beobachtet werden. Ob in Weesenstein der Ausblick von der Laterne des Belvederes auch der Jagd auf Wildvögel diente, könnte durch im Turm erwähnte Wandschränke durchaus im Bereich des möglichen liegen. Hier könnten unter Umständen die notwendigen Jagdutensilien aufbewahrt worden sein. Scheinkamin aus dem Saal des Belvederes, Lapidarium Schloss Weesenstein, Foto A. Hummel
Der Saal im Obergeschoss des Belvederes zu Weesenstein besaß außer einer in ihrer Form unbekannten Stuckrosette einen im Lapidarium des Schlosses erhaltenen Scheinkamin und zwei sehr prachtvolle Öfen. Vermutlich stammten diese von einem anderem Ort, den für das Weesensteiner Belvedere wirken sie fast zu prachtvoll. Da jegliche Gliederung der Wand bei Abbruch des Gebäudes nach 1945 fehlte, ja noch nicht einmal ein Gesims vorhanden war, ist zu vermuten, dass eine einfache illusionistische Gliederung a fresco auf den Putz aufgemalt war. Eine Besonderheit waren die Räume im Halbgeschoss, welche mit kleine Fenstern an den Saal angebunden waren. Hier konnten bei Tafel die Musiker Aufstellung nehmen, damit die Herrschaften mit musikalischer Untermalung speisen konnten. Die Räume im Erdgeschoss mit ihrer nur geringen Raumhöhe von wenig mehr als zwei Metern dienten im Anfang wirtschaftlichen Zwecken und wurden später als Wohnung des herrschaftlichen Jägers. Eingangsraum im Erdgeschoss des Belvederes, Visualisierung Arte4D, Link zum Panorama
Beim Verkauf des Schlosses Weesenstein an den Landesverein Sächsischer Heimatschutz im Jahre 1934 verblieb das Belvedere leider beim Rittergut (Geschichte Schloss Weesenstein). Dieses war 1945 von der Bodenreform betroffen und so konnte das Unglück für das Belvedere seinen Lauf nehmen. Wohnten anfänglich noch Flüchtlinge im Schloss, wurde 1951 der Abbruch des Gebäudes zur Baumaterialgewinnung eines Neubauernhofes beschlossen und bis 1952 ausgeführt. Wenigstens konnte vor Abbruch des Gebäudes noch ein Aufmaß des Belvederes angefertigt werden. Nach 1990 wurden dann die Grundmauern des Belvederes wieder sichtbar gemacht und eine kürzlich erneuerte Infotafel aufgestellt.
Belvedere Weesenstein - Treppe mit Blick zum Saal, Visualisierung Arte4D, Link zum Panorama
Nach vorhandenen historischen Fotografien, Beschreibungen und dem Aufmaß von 1951 wurde von Arte4D die hier vorgestellte virtuelle Rekonstruktion geschaffen, wobei Herr Lutz Hennig die Arbeit fachlich begleitete. In der Zeitschicht 1781 kann das Belvedere auf Arstempano virtuell von Innen und Außen erkundet werden(Link Panoramarundgang Weesenstein). Wer einen Spaziergang zum ehemaligen Belvedere plant, muss beim verlassen des Vorschlosses durch die südliche Durchfahrt sich nach dem Anbau links halten, wobei ein Höhenunterschied von etwa 100 Metern zu bewältigen ist. Wer dem Weg weiter Richtung Osten folgt, hat am Waldrand einen Ausblick ins Elbtal und die Sächsische Schweiz (Link Panorama). Einen Überblick über die Sehenswürdigkeiten des Schlosses Weesenstein findet man in unserem Tourplaner. Informationen zum Schlossmuseum Weesenstein sind auf der Webseite von Schlösserland Sachsen zu finden. Saal im Obergeschoss des Belvederes Weesenstein, Visualisierung Arte4D, Link zum Panorama
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