Panorundgang um Bürgerwiese und Blüherpark erweitert.
2Bürgerwiese, Blüherpark und Großer Garten ergeben die größte zusammenhängende Parkfläche in Dresden. Vor 1930 war diese noch größer, doch wurde zu diesem Zeitpunkt ein großer Teil des heutigen Blüherparks mit dem Deutschen Hygienemuseum überbaut, die Anlage damit zwei Teile geteilt.
Die Bürgerwiese wurde bereits im Mittelalter in einem alten Elbarm als Viehweide eingerichtet. Links und rechts des von einer Mauer umgefriedeten Areals standen bis ins 19. Jh. hinein überwiegend einfache Vorstadthäuser. Parallel zur Bürgerwiese verläuft der Kaitzbach, der kurz vor der Festung Dresden in den Jüdenteich mündete. Dieser wurde 1849 zugeschüttet und auf der Fläche der Georgplatzes angelegt. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden umliegend mehr und mehr vornehme Wohngebäude, was den Anlass zur Umgestaltung der Viehweide in eine repräsentative Parkanlage gab. Die Realisierung erfolgte zwischen 1850 und 1870 nach den Plänen von des Pillnitzer Hofgärtners Terscheck des preußischen Gartenbaudirektors P. J. Lenné. Innerhalb der Parkanlage fanden einerseits Skulpturen des nördlich anschließenden Gartens der Sekundogenitur Aufstellung, andererseits wurden viele Großskulpturen durch namhafte Künstler der Zeit neu geschaffen. Mehr Informationen hierzu in der Infokarte bzw. den Panoramainfos ("I" im Panoramamenü).Bürgerwiese Dresden, Marmorgruppe "Venus, Armor die Flügel beschneidend" von T. H. Bäumer, 1886; Link zum Panorama, Foto A. Hummel 2014
Nördlich an die Bürgerwiese schließt der Blüherpark an. Das Gelände hat als Garten eine Jahrhunderte alte Tradition. Am Beginn stand ein Garten des 17. Jahrhunderts, welcher auch vom kurfürstlichen Hof genutzt wurde. In seiner Zeit berühmt war das Rechenbergische Lusthaus, ein Bau zwischen Renaissance und Barock. Er wurde am Beginn des 18. Jahrhunderts abgebrochen. Hauptmerkmal des später in bürgerliche Hände gelangten Gartens war der mehrere hundert Meter lange Kanal in Nord-Süd-Richtung, auf dem man auch Bootsfahrten unternehmen konnte. Das zugehörige Vorwerk mit Saal etwa an Stelle der heutigen Lingnerallee wurde für Feierlichkeiten an die Bürgerschaft vermietet. Im Jahre 1764 gelangte die Anlage in den Besitz des Johann Georg, Chevalier de Saxe, eines Sohnes Augusts des Starken und der Fürstin Lubomirska und zur damaligen Zeit Gouverneur der Festung Dresden. Er ließ sich nach Plänen von Friedrich August Krubsacius ein Palais als Maison de plaisance, also eine Art Lustschloss errichten und den Garten im Stile des Rokoko vollkommen neu gestalten.Bürgerwiese Dresden, barocke Vase aus dem einstigen Garten des Chevalier de Saxe; Foto A. Hummel 2014
Den Skulpturenschmuck erwarb der Chevalier aus dem Nachlass des Premierministers Brühl. Die heute noch erhaltenen Skulpturen befanden sich einst in dessen Garten in der Friedrichstadt. Auf dem Dach des Palais gab es ein Belvedere, von dem man einen guten Rundblick über den Garten, aber auch zu den Türmen von Hofkirche, Kreuzkirche, Schloss und Frauenkirche und in die freie Landschaft hatte. Von 1770 bis zu seinem Tode 1774 lebte der Chevalier mit großem Hofstaat zurückgezogen in seinem neuen Palais. Der Widerspruch erklärt sich durch die Prägung des Chevalier in der Augusteischen Epoche mit ihrem Bedürfnis nach Repräsentation. Aber diese Zeit war vorüber. Dresden war nur noch die Hauptstadt eines deutschen Kurfürstentums und vom Siebenjährigen Krieg noch immer gezeichnet. Die Gedanken der Aufklärung verbreiten sich immer mehr und der gealterte Chevalier wurde von den Zeitgenossen als ein letztes Relikt der alten Zeit wahrgenommen, so dass er sich vom öffentlichen Leben der Stadt zurückzog und in seiner eigenen Parallelwelt lebte.Palais der Sekundogenitur vor 1918, Historische Ansichtskarte / Archiv Arstemapno
Nach dem Tod des Chevalier 1774 kamen Garten und Palais nach langen Erbstreit mit dem Malteserorden, dem der Chevalier angehört hatte, an die kurfürstliche Familie zurück und wurde von Maria Antonia, der Mutter des regierenden Kurfürsten, genutzt. Ab 1781 wurde das Gebäude dann als Wohnsitz der zweitgeborenen Prinzen genutzt und seitdem als "Sekundogenitur" bezeichnet. Die Innenräume wurden immer wieder dem Zeitgeschmack angepasst. Grafiken der Zeit um 1830 zeigen schlichte Räume im Sinne des Biedermeier. Der Garten hingegen wurde weitestgehend zu einem Englischen Park umgestaltet. An verschiedenen Stellen der weitläufigen Anlage entstanden mehrere Pavillons, darunter eine Einsiedelei, sowie eine künstliche Ruine. Von 1855 bis 1857 wurde das Palais aufgestockt und im Inneren komplett neu gestaltet, später noch die Flügelbauten erweitert.Blüherpark Dresden, Figur der Megara von Francesco Mattielli, 1750; mehr Informationen zu den Gottheiten in der Panobeschreibung ("I" im Menü)
Nach der Abdankung des sächsischen Königshauses 1918 kamen Garten und Palais bis 1927 in städtischen Besitz, was den Weg zur Errichtung des Deutschen Hygiene-Museums inmitten der Gartenanlage freimachte. Diesem an sich verdienstvollen Projekt fiel allerdings gut ein Drittel der historischen Parkanlage zum Opfer, zudem wurde das Palais als deren einstiger Mittelpunkt durch den benachbarten riesigen Neubau völlig ins Abseits gedrängt. Der Park wurde daher teilweise neu gestaltet und erhielt nach dem amtierenden Oberbürgermeister den Namen Blüherpark. Im Februar 1945 brannte das Palais aus, die Ruine wurde 1951 beseitigt. Innerhalb des teilweise umgestalten Geländes war kaum noch etwas von der Eleganz der einstigen Anlage zu spüren. Dank einer Erbschaft konnte die Stadt Dresden dann bis 2008 die von Vater und Sohn Mattielli geschaffenen Skulpturen restaurieren lassen. Weiterhin wurde die Gartenanlage bis 2008 neugefasst, die Grundmauern des einstigen Palais freigelegt und der Hofbrunnen nach historischen Fotos rekonstruiert.
Link zum Panorundgang Blüherpark
Link zum Panorundgang Bürgerwiese
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