Schloss Weesenstein und das "Bünauische Ländchen"
Die Ursprünge des "Bünauischen Ländchens" liegen in der Eroberung des Burgrafentums Dohna durch Markgraf Wilhelm I., den Einäugigen (1343-1407). Dieser tatkräftige Landesfürst vergrößerte das wettinische Territorium darüber hinaus durch die Erwerbung von Pirna, Königstein und Colditz. Weiterhin war er Auftraggeber vieler spätgotischen Umbauten von Burgen, beispielsweise in Dresden, Meißen, Leisnig, Grimma und Rochlitz. Warum er im Fürstenzug in Dresden fehlt wäre eine eigene Untersuchung wert.Schloss Weesenstein von Westen, Fotografie A. Hummel 2017
Die Burggrafen von Dohna verfügten im östlichen Erzgebirge über mehrere Burgen. Nach ihrem Untergang 1402 wurde die wohl erheblich beschädigte Burg Dohna durch den Markgrafen nur im Bereich der Wohngebäude notdürftig instandgesetzt und von den markmeißnischen Beamten noch eine Zeit lang bewohnt. Die Burgen in Weesenstein und Liebstadt (heute Schloss Kuckuckstein) wurden hingegen an die Adelsfamilie von Bünau übergeben - Günther von Bünau war zudem auch Vogt auf der erwähnten Burg Dohna. Den Bünaus auf Weesenstein gelang in der Folge der Kauf mehrerer Dörfer, sodass Weesenstein neben Meusegast zu einem klassischen Rittergutsbetrieb wurde. Im Jahre 1510 gelang zudem der Erwerb der Herrschaft Lauenstein. Diese war vor allem durch die dortigen Zinnbergwerke von Bedeutung. Während die Silbervorkommen dem Landesherren, also den sächsischen Kurfürsten zustanden, konnten unedle Metalle, wie Zinn oder Eisen, auch in der Regie der Grundherren gefördert werden.Renaissanceportal des Schloss Weesenstein (Link Pano); Fotografie A. Hummel 2016
Neben der Herrschaft Lauenstein war die Herrschaft Bärenstein für den Zinnbergbau von Bedeutung. Dort kauften sich allerdings die Wettiner teilweise ein, so dass die Bergstadt Altenberg direkt den sächsischen Kurfürsten unterstand. Dagegen war Neugeising mit der Kirche eine Gründung der Bünaus. Mit dem Erwerb der Herrschaft Lauenstein waren nun weite Teile des östlichen Erzgebirges zwischen Müglitz und Seidewitz vom Gebirgsvorland bis hinauf zum Kamm des Gebirges in Bünauischer Hand und trug die Bezeichnung "Bünauisches Ländchen".Torhaus des Schlosses Lauenstein am Marktplatz mit Renaissanceportal und Stuckgewölbe im 1.OG, Fotografie A. Hummel 2009
Der Wohlstand des hiesigen Familienzweiges der Bünaus dürfte einerseits aus der Bekleidung von Ämtern am Hofe der Wettiner und andererseits aus den Erträgen der Bergwerke gestammt haben. So wurden alle drei Burgen zu ansehnlichen Schlössern ausgebaut. Dabei sind eine spätgotische Phase und eine Phase in der Renaissance zu unterscheiden. In Weesenstein wurden nachweislich Saalbau und Taubenboden ausgebaut und eine Schlosskirche errichtet (siehe Weesenstein unter den Bünaus/Teil I). In Liebstadt wird ab 1453 anstelle der alten Burg ein Kastell mit Wohnturm und Wehrmauern errichtet, das wenig später durch das Tafelhaus an der Talseite ergänzt wurde. Die Anlage ist dabei als eine Zwischenstufe zwischen Burg und Schloss zu sehen. In Lauenstein verraten spätgotische Vorhangbogenfenster den Ausbau des mittleren und hinteren Schlossteiles.Schlossturm und Eingangsportal des Schlosses Lauenstein, Fotografie A. Hummel 2013
Liebstadt wurde in der darauffolgenden Epoche der Renaissance nur noch geringfügig ausgebaut. Schloss Weesenstein änderte mit der Errichtung von Mönchsboden, Vorderem und Hinterem Querhaus sowie dem Unterschloss sein Aussehen erheblich und wurde zum größten der bünauischen Schlösser. Schloss Lauenstein wurde nach einem Brand im Jahre 1594 in großartiger Weise wiederaufgebaut. Es entstand der Wirtschaftshof mit dem Torhaus am Markt, wodurch eines der schönsten Ortsbilder des Erzgebirges entstand. Am vorderen Schlossteil wurde neben den drei giebelverzierten Türmen ein weiteres Renaissanceportal eingebaut, im Inneren entstand eine Vielzahl von reich ausgestatteten Räumen wie der Vogelsaal oder der Türkensaal. Diese Räume können innerhalb des Schlossmuseums besichtigt werden, während der Trompetersaal seit der Mitte des 19. Jahrhunderts nur noch eine Ruine ist. Zudem ist die Stadtkirche mit dem bedeutenden Bünauepitaph, Altar und Kanzel sehr sehenswert. Die Arbeiten zählen zu den besten Werken der sächsischen Bildhauerkunst der Zeit um 1600. Schloss Lauenstein, ehemalige Kernburg mit spätgotischem Eingangsportal, darüber drei Kanonenkugeln (möglicherweise aus den Hussitenkriegen), rechts die Ruine des ehemaligen Trompetersaales, Fotografie A.Hummel 2009
Aber nicht nur auf der deutschen Seite des Erzgebirges besaßen die Bünaus Ländereien. Im benachbarten Tschechien erwarben sie im 16. Jahrhundert unter anderem die Schlösser und Herrschaften Tetschen (Decin), Blankenstein (Blansko) und Eulau (Jilové). Mit dem Dreißigjährigen Krieg war die erste Glanzzeit der Bünaus beendet. Die Schlösser und Ländereien in Böhmen mussten aufgrund des Festhaltens an der evangelischen Religion verkauft werden. Schloss Weesenstein konnte bis zum Beginn des Barockumbaus nur notdürftig instand gesetzt werden. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts verloren die Bünaus Liebstadt, so dass von einem "Bünauischen Ländchen" nun nicht mehr gesprochen werden konnte. Den Bünaus gelang aber trotzdem in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein neuer Aufschwung. Erinnert sei an die Baumaßnahmen in Weesenstein (siehe Weesenstein unter den Bünaus / Teil II), aber auch an die großartige Bibliothek des Heinrich von Bünau in Nöthnitz, sein leider 1973 ausgebranntes Schloss in Dahlen bei Leipzig oder an das ebenfalls durch ein Mitglied der Familie errichtete Schloss Seußlitz bei Meißen. Der Siebenjährige Krieg und die Napoleonischen Kriege setzten den Bünaus aber erneut zu. 1772 erfolgte der Verkauf von Weesenstein an die Familie von Uckermann. Schloss Lauenstein wurde schließlich 1821 verkauft, so dass die Adelsfamilie von Bünau nicht mehr im Osterzgebirge ansässig war.Schloss Lauenstein, Ruine des Trompetersaales von der Müglitz gesehen, Fotografie A.Hummel 2016
[zurück]Teilen Sie ARSTEMPANO auf facebook!
Spenden
Um unser Angebot weiter ausbauen zu können, sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen!
Mehr dazu erfahren Sie im Bereich Spenden.
Mittels des nachstehenden Spendenbuttons können Sie ARSTEMPANO einen beliebigen Geldbetrag direkt zurkommen lassen, über den sie keinen Nachweis für die steuerliche Berücksichtung der Zuwendung benötigen.