Vorgeschichte von Pillnitz

Die Geschichte von Pillnitz reicht offenbar bis in die Zeit der sorbischen Besiedlung des Elbtals Ende des 6. Jh. zurück. Die Siedlung wurde wohl hochwassersicher am Eingang des Friedrichsgrundes angelegt und durch eine auf dem Berg darüber liegende Befestigung mit Wall geschützt. Halsgraben und Wall sind im Gelände nördlich des Friedrichgrundes noch deutlich sichtbar. Mitte des 12. Jh. wurden die slawischen Einwohner mehr und mehr durch die von Westen her das Land kolonisierenden deutschen Siedler assimiliert. Die frühesten Erwähnungen des Ortes datieren aus der Mitte des 14. Jh.: "Belennewitz" (1335) und Belanicz" (1350). (TK)

Das Rittergut vom 14. Jh. bis 1694

Im genannten Jahr 1335 wird mit "Ludewicus de Belennewitz" erstmals ein Pillnitzer Grundherr erwähnt, das unter der Lehnsherrschaft der Burggrafen von Dohna gestanden zu haben scheint. Nach der "Dohnaischen Fehde" fiel das Dorf 1402 in den Besitz des Meißner Markgrafen Wilhelms des Einäugigen, der es ein Jahr darauf einer Femike von Karas als Leibgedinge verlieh. Bereits zu diesem Zeitpunkt existierten neben dem landwirtschaftlich genutzten Vorwerk und dem Dorf ein Weinberg, eine Mühle am Meixbach und zwei Gutshöfe (Ober- und Niederhof). Damals müssen auch bereits zwei burgähnliche Herrensitze bestanden haben. Der Niederhof mit Wallgraben und Zugbrücke etwa am Ort des Neuen Palais bildete dabei die Keimzelle der heutigen Schlossanlage. Die andere Anlage lag wohl am Standort der Künstlichen Ruine.

Nach mehreren Besitzerwechseln und Teilungen gelangt Pillnitz 1486 wiedervereint an die Familie Ziegler, die den Besitz bis 1535 um Wachwitz, Pappritz und Oberpoyritz erweitern konnte. Zuvor gehörten bereits Borsberg und Krieschendorf zum Gut. Von 1569 bis 1640 gehörte Pillnitz der Familie von Loß, die einflussreiche Stellungen am kurfürstlichen Hof innehatte. Neben der Erweiterung des Grundbesitzes um Graupa, Söbrigen und Niederpoyritz 1579 bzw. um weitere Orte zu Beginn des 17. Jh. stehen nun erstmals umfangreiche Bauarbeiten auf dem Programm. Zwar war der Anbau eines Seitenflügels sowie eines Turmes im Nordosten wohl bereits unter Caspar Ziegler kurz vor 1550 erfolgt, doch sind die nunmehrigen Maßnahmen weitaus stärker als bisher von repräsentativen Gesichtspunkten bestimmt. Mit dem Anbau eines elbseitigen Flügels unter Christoph von Loß erhielt das Schloss U-förmige Gestalt. Im Mittelpunkt stand jedoch die Errichtung der freistehenden Schlosskirche südlich des Schlosses 1594-96. Das noch gotisch geprägte Bauwerk mit seinem 28 m hohen Turm stand inmitten eines neuangelegten Kirchhofs. Der Bau diente zugleich den Gutsbesitzern als Grablege. 1723 wurde er für den Bau des Venustempels Augusts des Starken abgerissen und als Ersatz die Weinbergkirche Pöppelmanns errichtet. 1616 lässt Joachim von Loß die noch offene Seite des Schlosses mit einem Flügel schließen.

Auch die erste Erwähnung des Lustgartens datiert aus der Zeit des Schlosses unter Christoph von Loß (1609). Seine Gestaltung ist unbekannt, doch nennen die Beschreibungen den Anbau von Feigen, Granatäpfeln, Melonen und Pomeranzen, dazu "schön Blumenwergk" und Wein. Ein Gartenpavillon diente dem sommerlichen Zeitvertreib - wohl das Lusthaus auf der noch heute erhaltenen Löwenkopfbastion. Daneben existierten ein Baum-, Obst- und ein Krautgarten.

Der hohe Rang der Pillnitzer Anlage zu Beginn des 17. Jh. wird aus dem Besuch von Kaiser Matthias 1617 ersichtlich.

Mitte des 17. Jh. wurde schließlich im Süden das langgestreckte "Logengebäude" mit reich geschmückten Giebeln errichtet - ob noch unter Joachim von Loß oder dem neuen Gutsbesitzer Heinrich von Bünau (ab 1681) ist unklar.

Günther von Bünau war 1640 nach dem Tod einer Tochter Joachims von Loß durch Erbe in den Besitz von Pillnitz gelangt. Neben langwierigen Streitigkeiten mit seinen Untertanen über den Umfang der zu leistenden Dienste zeugt von seiner Herrschaft vor allem der neue steinerne Altar für die Schlosskirche mit der Darstellung des Abendmahls, der 1648 durch Johann Georg Kretzschmar angefertigt wurde (heute in der Weinbergkirche). (TK)

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